Wir essen, in den unterschiedlichsten Momenten:
Eigentlich müssen wir Menschen essen, weil der Körper die verschiedensten Nährstoffe braucht, um seine eigenen Funktionen erhalten zu können und um Energie zu bekommen. Ein Teil des Prozesses ist auch Muskeln wachsen zu lassen und Zellen und Gewebe zu erhalten. Das soll uns fit halten. Wir essen aber auch aus vielen anderen Gründen. Bei einer Studie des US-Institus „Psychology of Eating“ kam heraus, dass drei von vier Menschen emotional essen. Das bedeutet, dass sie essen, um mit schlechten Gefühlen umzugehen, statt um die eigentlichen körperlichen Bedürfnisse zu stillen. Das Problem ist nur, dass sich emotionaler Hunger nicht mit Lebensmitteln stillen lässt. Denn Du willst Dich eigentlich nur besser fühlen, wenn du traurig, gestresst, frustriert oder wütend bist und Essen löst da nicht das Problem.
Emotionales Essen als Medikament
Emotionales Essen ist so lange kein Problem, wie man es nicht als Mittel gegen Stress oder schlechte Gefühle nutzt. In dem Moment, in dem Du jedes Mal, wenn es Dir nicht gut geht, etwas isst, hast Du ein Problem. Es gibt verschiedene Studien und Theorien woher emotionales Essen genau kommt. Eine Theorie ist, dass schon in der Kindheit Essen als Erziehungsstrategie verwendet wurde. Zum Beispiel füttern manche Mütter ihr Kind, wenn es schreit und wütend ist. Das bedeutet, dass diese Personen nicht genau gelernt haben, was Hunger bedeutet und nicht zuordnen können, ob das Gefühl was sie haben emotionaler oder körperlicher Hunger ist. Das Verhalten etwas zu essen, sobald man etwas empfindet, haben viele in ihrer Kindheit oder auch im Laufe des Lebens erlernt und automatisiert, es passiert also unbewusst. Und das unbewusste Essen ist schlimmer, als das Essen an sich. Denn das Essen ersetzt dabei, dass man sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzt und versucht daran zu arbeiten oder das Problem zu beheben. Stattdessen hofft man, dass das Essen einen wieder glücklicher macht. Her mit Süß und Salzig!
Bei fast der Hälfte aller Gestressten führt der Druck dazu, dass sie süße oder salzige Lebensmittel essen. Eine amerikanische Studie der McGill University (Montreal) und Cornell University (Ithaka/New York) hat herausgefunden, dass Männer in stressigen Situationen eher zu salzigen Produkten greifen und Frauen eher zu süßen Sachen. (vgl. adiopsitas-online: www.dipositas-online.de; Conner & Armitage 2002). In positiven Momenten ist es genau andersherum. In dem Moment, in dem wir unter Druck stehen, fällt es uns deutlich schwerer Gummibärchen, Chips oder Schokolade als Belohnung oder als Ausgleich zu widerstehen. Denn jedes Mal, wenn wir Stress haben, schüttet unser Körper den Botenstoff Cortisol aus. Ein Lübecker Wissenschaftler hat herausgefunden, dass das Gehirn unser Stress-System runterfährt, damit er vor der Cortisol-Flut geschützt ist. Wir werden also dauerhaft entspannter. Dafür will der Körper aber eine Gegenleistung und das ist Zucker. Jedes Mal, wenn wir gestresst sind, fordert unser Gehirn also die süße Nahrung. Bisher wehren sich Mediziner aber noch Übergewicht und Esszwang mit anderen Süchten und Abhängigkeiten wie Alkohol, Tabak oder Drogen zu vergleichen. Wissenschaftler haben allerdings herausgefunden, dass die Gehirnstrukturen von Süchtigen und von stark Übergewichtigen ähneln.
Wie komme ich aus der Falle raus?
Emotionales Essen kann auch dazu führen, dass man vielleicht richtig viel trainiert, gut isst, aber trotzdem nicht die Figur hat, die man gerne hätte. Weil: emotionales Essen einen großen Teil außerhalb der normalen Mahlzeiten ausmacht und so unbewusst passiert, dass man vielleicht selbst den Überblick verloren hat, welchen Anteil es von einem Tag ausmacht.
Aber: Essen kann Probleme wie Wut, Frust, Trauer oder Ärger nicht lösen. Stattdessen musst Du die Stressfaktoren in Deinem Leben beseitigen oder lernen, damit umzugehen. Ein wichtiger Punkt ist dabei das Thema Achtsamkeit.
Mach Dir bewusst, wann du emotionalen Hunger hast.
Was isst Du dann?
Was könntest Du stattdessen machen?
Sprich es aus, dass Du keinen Hunger hast, sondern frustriert/wütend/traurig/gestresst bist
Versuche Die Verhaltensweise, dass Du in solchen Momenten in den Süßigkeitenschrank greifst mit neuen Verhaltensmustern zu überschreiben.
Wenn Du also traurig bist, spricht vielleicht mit einem Freund über Deine Gefühle.
Bist Du wütend, dann power Dich beim Sport aus.
Bist Du gestresst, dann nimm Dir einen Moment, mache eine Runde Mobility, dehne Dich oder liege einfach einen Moment und konzentriere Dich auf Deine Atmung.
Finde gerne auch andere Wege, wie Du mit diesen Situationen umgehen kannst.
Körperlicher Hunger versus emotionaler Hunger
Du hast körperlich Hunger, wenn Du merkst, dass Dein Magen leer ist. Meist dauert es eine Weile, bis das Hungergefühl so richtig da ist. Es kann dann nicht nur alleine auftreten, sondern auch mit Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Schlappheit auftreten. Du hast dann auch nicht nur Hunger auf etwas ganz Spezielles, sondern Du würdest (fast) alles essen. Der körperliche Hunger hat auch ein Ende. Nämlich dann, wenn Du etwas gegessen hast, fühlst Du Dich satt.
Anders ist das beim emotionalen Hunger. Der ist auf einmal da und dann ist es ziemlich dringend. Du kennst das, wenn Du ganz plötzlich Heißhunger auf eine ganz bestimmte Sache hast. Dann isst Du genau dieses Lebensmittel, ohne großartig darüber nachzudenken, meist noch im Stehen, während der Kühlschrank noch offensteht. Nur satt bist Du danach nicht. Stattdessen hast Du vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, weil Du die ganze Tüte geleert hast.
Ouwens, van Strien & van Leeuwe, 2009
http://food4spirit.de/emotionales-essen-ursachen-und-heilung/
(vgl. adiopsitas-online: www.dipositas-online.de; Conner & Armitage 2002)