Irgendwann hat mal jemand aus der Fitnessbranche festgegelegt, dass Menschen ab 35 Jahren in eine besondere Kategorie kommen nämlich: “Masters”. Dieser Name klingt schön und deutlich besser als “Nicht mehr so junge und fitte-Kategorie.” Aber: Passiert irgendeine Magie in der Nacht auf den 35. Geburtstag? Das wäre verrückt, wenn du aufwachst und dein Körper ist plötzlich völlig anders als vorher.
Wir wissen, dass das nicht so ist. Alter ist einfach nur eine Zahl. Nichts weiter. Das Durchschnittsalter in unserer CrossFit Box liegt bei 35 Jahren, wir trainieren viele Kunden, die deutlich älter sind. Aber was macht diese Altersgruppe so besonders? Stimmt es, dass sich unser Körper dramatisch verändert, wenn wir 40, 50 oder 60 Jahre alt werden? Unsere Genetik bleibt gleich. Unsere zellulären Bedürfnisse und Funktionen sind nicht anders. Aber was ändert sich? Wenn ich jemanden in diesem Alter diese Frage stelle, dann sagen sie, dass ihr Körper sich nicht mehr so belastbar anfühlt.
Das größte Problem ist Stress
Mit dem Alter kommt Verantwortung. Wenn man 20 ist, hat man deutlich weniger Verantwortung und Verpflichtungen. Da hat man weniger emotionalen und mentalen Stress, sodass es kein Problem ist, wenn man ein hohes Trainingsvolumen mit hoher Intensität hat. Das steckt man locker weg. Ab 30 verschiebt sich die Art des Denkens und der Verantwortungen, denn die wird immer mehr. Kinder, eine fordernde Karriere, Hypotheken und Kollegen. Jetzt hat der Körper keine Lust und keine Kraft mehr, die gleiche Trainingsintensität wegzustecken, wie vorher. Der Körper erholt sich auch einfach nicht mehr so schnell, wie das 25-jährige Ich.
Stell dir einen Eimer voll Stress vor
Stell dir vor, du hast einen Eimer in deinem Körper. Das ist dein Stress-Eimer und der hat ein festes Volumen. Jedes Mal, wenn du Stress hast, füllst du den Eimer ein bisschen weiter auf. Wie groß dein Eimer ist, bestimmen Faktoren wie die Qualität deines Lifestyles, dein Schlaf und deine Ernährung. Training ist Stressor, Arbeit ist ein Stressor, im Stau stehend während des Feierabendverkehrs ist ein Stressor, wie wir Informationen und Gedanken verarbeiten, steuert viel dazu bei. Die Außenwelt lässt diese Dinge dauerhaft auf uns einstürmen. Meist ist es so, dass Master Athleten mehr Stressquellen in ihrem Leben haben, deshalb füllt sich ihr Stress-Eimer auch sehr schnell. Wenn der Eimer zu voll ist und überschwappt, dann kann das zu einem Burnout, Verletzungen und Krankheit führen.
Du kannst die Alterszahl ändern, du kannst auch die Stressoren ändern, aber die Geschichte bleibt die Gleiche. Wenn du mehr Stress hast, wirst du sehen, dass sich das auf dein Training auswirkt.
Die Belastbarkeit nimmt ab
Ein anderer Faktor, der mit dem Alter kommt, ist die Fähigkeit belastbar zu sein. Man kann Belastbarkeit ein bisschen wie ein Ventil am Eimer sehen. Wenn sich der Eimer immer weiter füllt, müssen wir ein bisschen Stress rauslassen. Je nachdem, wie unser Leben ist, mit dem Schlaf, der Ernährung unseren Hormonen usw. kann es einfacher oder schwieriger sein, Stress abzubauen. Einige dieser Faktoren nehmen ab oder werden schlechter, je älter wir werden und dadurch werden wir weniger belastbar. Masters füllen ihren Eimer also oft mit Sachen auf, die nichts mit dem Training zu tun haben, können ihn aber gleichzeitig nicht so schnell leeren, wie sie möchten, weil sie nicht mehr so belastbar sind. Deshalb lohnt es sich nicht, das gleiche Pensum und den Stress im Training beizubehalten, wie man das schon die letzten 25 Jahre gemacht hat. Denn das führt zu Verletzungen und zeigt keinerlei Erfolge.
Zusätzliche altersbedingte Veränderungen
Hormonelle Veränderungen:
Hormone wie Testosteron sind extrem wichtig für unseren Körper, denn sie helfen dabei, zu regenerieren. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist es so, dass sie das höchste Hormonlevel in ihren 20ern haben und danach nimmt es nach und nach ab. Bei Frauen ist es besonders in ihren 40ern und 50ern sichtbar, dass das Östrogen rapide abnimmt. Das zieht auch nach sich, dass sie nicht mehr so viel Kraft haben und aufbauen können.
Für Master Athleten bedeutet das, dass das hormonelle Unterstützungssystem, das für die Erholung zuständig ist, abnimmt und man deshalb nicht mehr auf dem gleichen Spielfeld steht, wie noch vor ein paar Jahren. Außerdem hat negativer Stress zusätzlich noch Einfluss auf das Hormonlevel.
Neurologische Veränderungen:
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Veränderungen im Alter dafür sorgen, dass sich unsere Motoreinheiten verändert (Muskelfasern und Neuronen, die unsere Muskeln bewegen). Mit dem Alter brauchen wir mehr Motor Einheiten, um die gleiche Kraftproduktion zu entwickeln. Das bedeutet, dass Masters nicht mehr so viele verschiedene einzelne Muskelkontraktionen in einem Training meistern können. (Technikteil, dynamische Beweglichkeit, Maximalkraft, Schnelligkeit.)
Positionen:
Die Haltungen, in den wir uns im Leben befinden oder auch nicht befinden, haben einen Einfluss darauf, wie es unseren Gelenken geht. Eine Sache, die alle Masters gemeinsam haben ist, dass sie mehr Jahre auf dem Buckeln haben, als junge Athleten. Meist, haben sie die in nicht so guten Haltungen verbracht, indem sie nicht alle Möglichkeiten ihrer Beweglichkeit ausgenutzt haben. Das führt dazu, dass man Beweglichkeit einbüßt. Deshalb haben Master Athleten es schwieriger eine tiefe Kniebeuge zu erreichen, oder Überkopf zu arbeiten.
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